Donnerstag, 29. Juni 2006

Und hier die Auflösung:

Enttäuschung

Herr Strasser und Herr Haupt: Ich verlange Ihren sofortigen Rücktritt
(Ausschnitt aus einem Kurier in der Wiener Wahlkampfzeit 2005)

...

Dies ist der versprochene Polit-Artikel, ebenfalls nicht der neueste, wie der vorhergehende ist auch dieser bereits in der Chemiker-Zeitung 'Der Ätzer' erschienen, sogar schon Ende 2002...

Lasst Euch von den Politiker-Namen nicht irritieren, die sind alle schon ausgetauscht, obgleich die Regierung die selbe ist... oder die gleiche?


Im Namen des Volkes und der Republik Österreich...

...habe ich mir die Ehre erteilt, Euch mitteilen zu dürfen,was so alles abgeht! Natürlich ist der Platz hieretwas zu klein, als dass ich alles darlegen könnte, aber so ein bisserl halt wird für den Anfang schon reichen -hoffe ich natürlich!
Wo anfangen, wo aufhören...
Nun denn, es ist noch nicht all zu lange her, da spielte sich bei einem Sturm-Fest auf der Veterinärmedizinischen Universität vielleicht folgende Szenerie ab:

Eine illustre Gruppe Studierender geniesst den Sturm, als urplötzlich unheimliche, aber auch unheimlich attraktive Personen durch den Eingang treten. In Anzug und Krawatte wirken sie ein bisschen steif, doch mit warmen Lächeln im Gesicht lockern sie sich gegenseitig auf. Gemurmel und Geraune herrscht, war doch kein Gast wie dieser geladen geschweige denn entladen. Nach kurzem Beratschlagen stellt sich heraus: die ÖVP nutzt dieses Fest, dass von - wie mir in diesem Moment wie Schuppen von den Augen fiel - ihrem kleinen Arm auf den Universitäten organisiert und durchgeführt worden ist. Und der Man In Black, der die Blicke wie ein Magnet auf sich zieht, ist weder die Gehrer Lisl noch der Schüssel Wolfi... es ist der Strasser Ernstl!

Das Medium geschickt einsetzend ordert er seine Schergen vorwärts durch die tobende Menge, selbst bleibt er zurückhaltend und ruhig, Bodyguards haben die schier unlösbare Aufgabe, ihm die Groupies vom Hals zu halten. Irgendwie schafft es eine unscheinbare Person, sich in die Nähe des Innenministers zu stehlen, und der Hero des Abends verteilt und lässt verteilen: Visitenkarten mit dem Aufdruck 'www.e-strasser.at'!

Da man sonst kaum die Möglichkeit hat Bewunderung auszudrücken, muss man sich an die Mitläufer und Wegbefreier halten, die den Wahlkampf ernster (!) nehmen als er zu dem damaligen Zeitpunkt gewesen ist. Die Wahlprogramme werden kanonartig repetiert und rezitiert,Versprecher und Versprechen verlassen gleichsam die Münder der Propagierenden. Bis einer der umstehenden Helfer folgendes verkündet: 'Wir werden Kondome mit dem Aufdruck: und wenns nicht hält, gibt's Kindergeld! verteilen.'

Welch Reimkraft, welch Aussage, welche Hoffnungen schürt solch ein Aufdruck!
Leider gibt es zum damaligen Zeitpunkt noch keine, also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich an den Herren zu wenden, in - für mich offensichtlich - dessen Auftrag diese Parole ausgegeben worden ist: den Herr Innenminister. Die Visitenkarte parat eile ich zu meinem Computer und schreibe am Samstag Abend folgendes E-Mail:

< hallo herr strasser!
ich habe vernommen, dass sie kondome mit dem aufdruck \'wenns nicht hält, gibts kindergeld\' verteilen! da ich diese sicher gut gebrauchen könnte, würde ich sie ersuchen, mir einige davon zuzusenden (möglichst grosse grösse), damit ich sie auch unter meinen freundInnen verteilen kann. wenn sie noch fragen haben, können sie mich auch jederzeit anrufen, telefonnummer hab ich oben angegeben.
vielen dank im voraus
mfg
valentin hauser >


Noch in dem Glauben, die Mühlen der Bürokratie arbeiten selbst in Zeitalter der Internetgeneration langsam, wurde ich am Sonntag eines besseren belehrt:



Pfoah! Das muss erst einmal verdaut werden! Mit einer Verzögerung von ca. 18 Stunden schreibt MIR der Herr INNENMINISTER PERSÖNLICH zurück!!!

Naja, wahrscheinlich handelt es sich ohnehin nur um eine Büro-Aushilfskraft, die im Namen des Ministers E-Mails versenden darf, aber die Wirkung ist die gleiche... und - bitte - lasst mir zumindest kurz diese Illusion!

Na gut, war wohl der Falsche, den ich da erwischt hab, aber dass der Herr Frauenminister für ÖVP-Kondome zustandig ist, damit hätte wohl keiner gerechnet! Schaun wir mal nach! Eine schnelle Nachricht an ihn gesendet, leider noch keine Antwort bis jetzt erhalten, nicht einmal eine Empfangsbestätigung, der Herr Innenminister will seinen Kollegen wohl nicht mit eigenartigen Anfragen junger Studenten belasten, hat dieser im Wahlkampf doch schon genug Sorgen. So ist die oben angegebene Adresse wohl nur ein kleiner Briefkasten in den unendlichen Weiten des Bundesministeriums für Soziale Sicherheit und Generationen. Wer denkt, dass ich vom Herrn Strasser so ruhig gestellt worden sei, liegt falsch! Dabei hab nichtmal ich was tun müssen, nein, der Minister hat wohl Interesse an der Angelegenheit gewonnen und mich persönlich weitergeleitet, auf das ich nun folgende Nachricht erhalten habe:


PRESSESPRECHER DES BUNDESMINISTERS FÜR SOZIALE SICHERHEIT UND GENERATIONEN
GERALD GROSZ

Herrn
Valentin Hauser

Wien, am 5. November 2002

Sehr geehrter Herr Hauser!

Vorerst herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 27. Oktober 2002, welches uns von Herrn Bundesminister Strasser weitergeleitet wurde. Dazu möchte ich Ihnen mitteilen, dass Herr Bundesminister Haupt zwar das Kinderbetreuungsgeld eingeführt hat (ein ganz besonderes Anliegen dabei war es, auch Mütter, die bisher nicht karenzgeldbezugsberechtigt waren wie Studentinnen, Bäuerinnen, Hausfrauen, zu unterstützen). Aber Ihre damit verbundene Frage, wo Sie denn Kondome mit dem Aufdruck „wenn's nicht hält, gibt's
kindergeld” bekommen, können auch wir Ihnen nicht weiterhelfen, da uns von solchen bedruckten Kondomen nichts bekannt ist.
Und keine Sorge. Kinderbetreuungsgeld bekommen all jene, die grundsätzlich auch Anspruch auf Familienbeihilfe haben. Auch dann, wenn das Kondom (welches auch immer) nicht hält.

Mit freundlichen Grüssen


Wieder nicht weiter gekommen, so werde ich diese mysteriösen Kondome wohl nie erhalten, aber was solls! Immerhin weiss ich jetzt, dass meine Anliegen vorrangig behandelt werden, meinen Herren Ministern meine Interessen sehr wichtig sind und dass Herr
Frauenminister Haupt eine Tippse namens Gerald Grosz einsetzt, um mir zu antworten und Herr Innenminister Strasser sich alle Mühe gibt, so zu wirken, dass er persönlich geantwortet hat. So läuft die
Politik im Wahlkampf ab!

Euer Prinz Val

PS.: Ich garantiere dafür, dass zumindest die E-Mails original sind, die Geschichte vom Sturmfest ist ein bisschen gefärbt dargelegt, aber das ist ohnehin absichtlich gewesen!

PPS.: Rechtschreibfehler bitte ausschneiden, in einem Kuvert sammeln und zu den Öffnungszeiten der Redaktion bringen!


Im Endeffekt hat sich die Kondom-Geschichte aber nochmals anders aufgeklärt... mehr dazu später...

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